Noch ist nicht ganz klar, wer das Cloud Computing-Framework OpenStack für welche Zwecke einsetzen soll, schon konkurrieren in Deutschland zwei Veranstaltungen um das Interesse von Administratoren und CIOs. Nachdem Anfang Juni in Berlin der OpenStack Day des OpenStack DACH e.V. stattgefunden hatte, folgte Ende Juni eine zweitägige Veranstaltung, die von der Firma B1 ins Leben gerufen wurde. Unterstützt von einem guten Dutzend IT-Unternehmen, gingen im Airport-Hotel in Frankfurt zwei Vortrags-Tracks gleichzeitig über die Bühne.
Los ging es mit einer Keynote von Jens Fuchs von SAP, der OpenStack die Unternehmenstauglichkeit bescheinigte: "Aus unserer Sicht ist OpenStack absolut Enterprise-ready". Das sollte es auch besser sein, denn SAP will seine interne Infrastruktur auf OpenStack umstellen. Insgesamt betreibt SAP derzeit 85.000 VMs, von denen jetzt schon drei Prozent in einer OpenStack-Cloud laufen. Ziel des Deployments ist es, die Bereitstellung von (virtueller) Infrastruktur für interne Entwickler deutlich zu beschleunigen.
Andere Referenten waren zurückhaltender, was die Enterprise-Tauglichkeit von OpenStack betrifft, schließlich seien solche Begriffe doch nur "Worthülsen", so Marc Koderer von der Telekom, die dennoch im großen Stil mit OpenStack experimentiert. Schließlich sollen auch die Dienste der Telekom längerfristig als Network Function Virtualization (NFV) komplett virtualisiert werden, nicht zuletzt unter Mithilfe von OpenStack. Dazu hat die Telekom in Zusammenarbeit mit NetApp und SVA einiges an Entwicklungszeit in Manila gesteckt, den neuen File Storage-Dienst in OpenStack. NetApp hat Treiber zum Projekt beigesteuert, die Data-ONTAP als Backend für die Block Storage-Komponente Cinder nutzbar machen.
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war ein Erfahrungsbericht von Piotr Kasprzak, der mit seinen Kollegen bei der GWDG (Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung) eine Cloud für Wissenschaftler aufbaut, natürlich auf der Basis von OpenStack. Im Gegensatz zu anderen Deployments verwendet die GWDG den generischen OpenStack-Code und passt ihn zum Teil sogar selbst an, wo es erforderlich ist. Derzeit laufen im Testbetrieb etwa 550 Nodes in der GWDG-eigenen OpenStack-Cloud.
Natürlich durfte auch Container-Virtualisierung mit Docker nicht fehlen, das große Trendthema der letzten beiden Jahre. Einhellig schätzten die Referenten Docker als sehr interessante Technologie ein, die früher oder später auch in ihrer Open-Stack-Cloud eine Rolle spielen werde.
Wie in Publikumsbefragungen und Gesprächen klar wurde, gibt es bereits einige wenige produktive Installationen von OpenStack. Im Testbetrieb setzt ein größerer Teil der Konferenzbesucher schon OpenStack ein. Angesichts seiner Marketing-Dominanz gilt das Open Source-Framework vielen schon als "alternativlos". Auch wenn es technologisch vergleichbare Cloud-Frameworks wie CloudStack gibt, die ebenfalls produktiv genutzt werden, setzen beinahe alle großen Hersteller auf OpenStack.
Für die Veranstalter und die über 200 Teilnehmer waren die ersten Deutschen OpenStack-Tage (DOST) in Frankfurt ein Erfolg. Nächstes Jahr soll die Konferenz an einem anderen Ort stattfinden und noch einen weiteren technischeren Vortrags-Track erhalten.
Für die im Juni stattfindenden Deutschen OpenStack-Tage ist jetzt das Einreichen von Vorträgen sowie die Anmeldung zum vergünstigten Preis möglich.