Der Bare-Metal-Installer macht das Aufsetzen eines PVE-Servers nebst Webinterface und allem drum und dran zum Kinderspiel, lässt dem Admin jedoch wenig Entscheidungsfreiheit und erlaubt auch kein Partitionieren. Zwar ist es über Kernel-Parameter in gewissen Umfang möglich, die Größen für die Root- und Swap-Partition vorzugeben, ein eigenes Partitionslayout, das beispielsweise auch existente Systeme berücksichtigt, ist mit dem Bare-Metal-Installer allerdings nicht möglich. Bestehende Partitionen zu berücksichtigen, entspricht auch nicht dem Sinn einer Appliance-Lösung, es mag aber doch den einen oder anderen Admin geben, der PVE nur ausprobieren oder aus anderen Gründen auf einem existenten Debian-Server aufsetzen möchte. Zudem liegt die Idee nahe, ein Debian-System nicht nur als Proxmox-Fundament, sondern auch für andere Services zu nutzen.
Die Proxmox Server Solutions GmbH bietet zu diesem Zweck ein eigenes Apt-Repositoy für Debian-Systeme an, mit dessen Hilfe es möglich ist, den Proxmox-Kernel (aktuell ein von den Proxmox-Entwicklern modifizierter RHEL-Kernel 2.6.32-042) und das eigentliche Proxmox Virtual Environment (proxmox-ve-2.6.32) als Deb-Pakete zu installieren. Hat der Admin ein Debian-System mit individuellem Partitions-Layout erstellt (die Proxmox-Entwickler bevorzugen übrigens ein LVM-basiertes Partitionsschema, was das spätere Erweitern flexibler macht) oder ist ein laufendes Debian-System vorhanden, muss er lediglich das Repository
»http://download.proxmox.com/debian squeeze pve
«
in seine
»/etc/apt/sources.list
«
einfügen:
deb http://ftp.at.debian.org/debian squeeze main contrib deb http://security.debian.org/ squeeze/updates main contrib # PVE-Pakete deb http://download.proxmox.com/debian squeeze pve
Das Importieren des nötigen Schlüssels klappt am einfachsten mit
wget http://download.proxmox.com/debian/key.asc apt-key add key.asc
Anschließend müssen zunächst die Repoliste und dann das komplette System aktualisiert werden
aptitude update aptitude full-upgrade
Ist das geschehen, ist zunächst der auf einem RHEL-Kernel basierende Proxmox-Kernel zu installieren:
apt-get install pve-firmware aptitude install pve-kernel-2.6.32-16-pve
Die PVE-Kernel-Header werden nur benötigt, wenn später weitere individuelle Modifikationen durch das Anpassen des Kernels oder das Übersetzen von Kernel-Modulen anstehen. Beim Reboot ist unbedingt darauf zu achten, dauch tatsächlich den Proxmox-Kernel zu booten. Normalerweise sollte Grub2 eine entsprechende Boot-Auswahl automatisch konfiguriert haben. Läuft das System mit PVE-Kernel, kann der Admin das eigentliche Proxmox-Virtual-Environment mit
»apt-get insstall proxmox-ve-2.6.32
«
installieren. Das Aktivieren des Proxmox-Webinterfaces durch Hinzufügen eines Virtual Hosts mit anschließendem Apache-Neustart klappt am schnellsten mit
a2ensite pve-redirect.conf /etc/init.d/apache2 restart
Ist das erledigt muss der Admin lediglich noch die Pakete
»postfix
«
,
»lvm2
«
,
»ntp
«
,
»ssh
«
,
»ksm-control-daemon
«
und
»vzprocps
«
installieren. Ist auch das geschehen, sollte eine Verbindung zum Proxmox-Webinterface unter der Adresse
»https://<IP-Proxmox-Maschine:8006
«
erfolgreich aufgebaut werden können.
Proxmox VE versteht sich selbst als OpenSource-Alternative zu VMware ESXi. Spätestens seit der Version 2.0 vom April 2012 kommt die freie Virtualisierungsplattform dem eigene Anspruch in der Tat nahe. Dazu trägt unter anderem die komplett neue, auf dem JavaScript-Framework EXT JS4 basierende Weboberfläche bei, außerdem die sichere VNC-Konsole, das neue RESTful Web API und die prinzipiell vorhandene HA-Unterstützung. Die erfordert zwar immer noch Handarbeit, das selbst entwickelten Proxmox-Cluster-Filesystem (pmxcfs) macht aber frühere auf DRDB basierenden HA-Setups obsolet, unterstützt bis zu 16 Knoten und lässt sich nach erfolgter manueller Konfiguration über das Webinterface verwalten.
Anlass der erneuten Auseinandersetzung mit Proxmox VE war die im Oktober 2012 erschienene aktualisierte PVE-Version 2.2, die dank neuerem Kernel (2.6.32-042s) bessere Netzwerk- und Hardware-Unterstützung bietet und zudem aktuellere Versionen von Vzctl Qemu (KVM) mitbringt. Die neue Version enthält zudem eine eigene Konsole, erlaubt Live-Schnappschüsse des Qcow2-Formats, kann unter KVM SCSI- und SATA-Hardware auswählen und darüber hinaus bis zu 32 Netzwerk- oder 16 Virtio-Devices verwalten. Was die PVE-Version 2.2 tatsächlich beinahe in die Liga VMware ESX befördert, sind vor allem die aktualisierten Cluster-Pakete.
Vermisst haben wir lediglich einen eingebauten RDP-Server und/oder Unterstützung für das Spice-Protokoll. Zumindest die Spice-Unterstützung ist für das nächste große [16] Release geplant, ebenso ein verteiltes Storagesystem im Stil von Ceph [17] und ein besseres Monitoring. Dann sollte Proxmox-VE dem Geheimtipp-Status entwachsen sein.
Infos