Kindertage der Revolution

Duell der Datenbanken: In einem Shootout messen sich MySQL und PostgreSQL. Der Schwerpunkt vom ADMIN 06/2011 überprüft, wer schneller ist und gibt einen ... (mehr)

Liebe Leserinnen und Leser,

am Anfang gab es Strom, aber noch kein Netz. Elektrizität musste man exakt dort produzieren, wo sie verbraucht werden sollte. Und so lieferten viele kleine Generatoren Strom für elektrifizierte Inseln. Zuerst hauptsächlich für Lampen, bald aber auch schon für Motoren. Das war ein riesiger Fortschritt: Elektrisches Licht brauchte im Unterschied zur Gasbeleuchtung keinen Laternenanzünder mehr, rußte nicht, verursachte nicht so schnell Brände. Elektromotoren konnte man am Einsatzort platzieren, ihre Energie erhielten sie durch überall verlegbare Kabel – so sparte man die verlustreiche und anfällige Transmission, mit der man in der Dampf- und Wasserkraft-Zeit die Energie über gigantische Konstruktionen aus Riemen und Gestängen leiten musste.

Trotzdem fehlte in den Anfangsjahren der Elektrifizierung, als etwa Westinghouse und Tesla die Weltausstellung 1893 in Chicago mit mehr als 200 000 eigens angefertigten Glühlampen spektakulär illuminierten, noch das meiste, was uns heute selbstverständlich ist. Es gab keine Steckdosen, Sicherungen oder Stromzähler. Den Wettlauf mit dem Gleichstrom (Edison) hatte der Wechselstrom erst mit dieser Ausstellung gewonnen, auf der 30 Millionen Menschen das Lichtermeer bewunderten. Auch große Kraftwerke existierten noch nicht.

Die kamen aber bald. Denn es zeigte sich rasch, dass sie Strom sehr viel wirtschaftlicher zu erzeugen vermochten als einzelne Generatoren. Beispielsweise weil man sie dort errichten konnte, wo Wasserkraft verfügbar war oder wo sich Kohle fördern ließ. Sie konnten Lastspitzen besser abfedern und eine höhere Versorgungssicherheit garantieren. Auch verfügten sie über die nötige Kapazität, um ganze Städte zu versorgen. So setzten sie sich dank ihrer wirtschaftlichen Überlegenheit durch, und mit ihnen entstand in allen Industrieländern das Wechselstromnetz.

Eine ähnliche Situation erleben wir heute: Wir rechnen noch in Inseln, wissen aber schon, dass riesige zentralisierte Data Center viel wirtschaftlicher wären. Die nennen wir Cloud und bauen ihnen gerade eine Infrastruktur, über die ihre Leistungen überall abrufbar werden. Die Steckdosen und Sicherungen werden eben erfunden, aber erste Vorzeigeprojekte lassen sich schon bestaunen. Genau wie zu Beginn des Siegeszugs der Elektrifizierung fehlen noch Standards – die Netzspannung ist europaweit auch erst seit 1987 normiert. Genau wie damals sind wir uns bewusst, dass wir am Anfang einer Revolution stehen. Aber wie zum Ende des 19. Jahrhunderts können wir die Folgen noch nicht gänzlich überblicken. Wir wissen nur: Sie werden gravierend sein. Auch und gerade für Administratoren.

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Vor 200 Jahren hätte ich einen eigenen Brunnen gebraucht. Vor 150 Jahren einen eigenen Generator. Heute ist ein Leben ohne Steckdosen und fließendes Wasser so unvorstellbar, wie es in einigen Jahren oder Jahrzehnten ein Leben außerhalb der Rechnerwolken sein wird. Wir sind Zeitzeugen einer neuen Revolution nach dem Muster der Elektrifizierung.
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